NordRadWestfalen – nicht labern, machen!

Fahrrad raus. Luft checken. Kette ölen. Helm schnappen. Und dann: ab auf die Straße – zur ADFC-Fahrradsternfahrt NRW 2025 am Sonntag, 4. Mai. 2025.

Es ist wieder soweit: Radler*innen aus allen Ecken von Nordrhein-Westfalen machen sich auf den Weg nach Düsseldorf. Im Herzen fühlt es sich eher an wie: Bewegung, die sichtbar wird. Dieses Jahr unter dem Motto: „NordRadWestfalen – nicht labern, machen!“ Und ganz ehrlich – das ist längst überfällig.

Denn während sich Politik und Verwaltung seit Jahren in runden Tischen und Schubladenparaden verlieren, rollt da draußen das echte Leben. Menschen, die einfach nur sicher mit dem Rad zur Arbeit wollen. Kids, die nicht zwischen parkenden Autos Slalom fahren sollten. Und Strecken, die mehr Buckelpiste und Slalom-Strecke als Verbindung sind. Die Lücken im Radhauptnetz klaffen immer noch. Parkplätze haben Vorrang vor Radwegen. Und der ländliche Raum? Da ist Radinfrastruktur so oft ein Glücksfall wie der eine Bus, der wirklich mal fährt.

Darum geht’s am 4. Mai nicht um eine Sonntagsrunde mit Aussicht, sondern um klare Forderungen auf zwei Rädern: Breite Radspuren. Lückenschluss. Radschnellwege, die nicht nur auf Papier existieren. Die Kommunalwahl ist nicht weit. *hüstel*

Fakten zum Mitradeln und den Startpunkten / Sammelpunkten findet ihr beim ADFC – www.adfc-sternfahrt.org und in Kurzform hier gelistet : Sonntag, 4. Mai 2025; Kundgebung Johannes-Rau-Platz, Düsseldorf; Sammeln ab 14.00 Uhr; Kundgebung 14.30 Uhr; Start der gemeinsamen Rundtour durch Düsseldorf 15.00 Uhr; Ausklang und Ende gegen 18.00 Uhr.

Eure Stimme zählt – nutzt sie!

Wenn man kein Nazi ist,dann wählt man auch keine Nazis. Eigentlich ganz einfach.
Armin Rohde

Es ist wieder soweit: Deutschland wählt. Und wie immer wird uns erzählt, dass es um alles geht – um Wohlstand, Sicherheit, Zukunft. Aber diesmal stimmt es tatsächlich. Denn es geht nicht nur um die nächsten vier Jahre, sondern um die Weichenstellung für ein Jahrzehnt, in dem wir entweder vorwärtsgehen oder in die Vergangenheit zurückfallen.

Klartext: Wir stehen vor einer Wahl zwischen Parteien, die Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit suchen – und jenen, die entweder nur blockieren oder offen die Demokratie und das europäische Projekt torpedieren wollen. Wer sich ernsthaft für Zukunftsthemen interessiert, kann sich nicht leisten, zuhause zu bleiben oder aus Frust die Falschen zu wählen.

Wer unsicher ist, welche Partei die eigenen Werte am besten vertritt, kann den Wahl-O-Mat nutzen. Hier werden die Aussagen der Parteien abgeglichen und helfen, eine Orientierung zu bekommen. Noch genauer schaut der Real-O-Mat hin – dort werden die tatsächlichen Abstimmungen im Bundestag analysiert, um zu sehen, welche Partei nicht nur schöne Versprechen macht, sondern auch entsprechend handelt.

Keine Stimme für den Rückwärtsgang. Wer erinnert sich noch an das Deutschland vor der Ampel? Ein Land mit maroder Infrastruktur, lahmendem Netzausbau, Schulen, die in den 90ern stehengeblieben sind – all das als Ergebnis von jahrzehntelanger CDU/CSU-Politik der schwarzen Null. Digitaler Stillstand? Marode Brücken?. Veraltetes Bildungssystem? Alles erst in den paar Jahren SPD/GRÜNE/FDP passiert…

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Kacke-ist-am-dampfen. The Far Right is Rising in the Land of ‘Never Again’

Jan Böhmermann warnt in der New York Times vor Rechtsruck. Er meldet sich mit einem Gastbeitrag zu Wort – und das mit gewohnt scharfem Ton. In einem knapp neunminütigen Video analysiert der Satiriker die politische Lage in Deutschland und erklärt einem internationalen Publikum, warum die AfD aktuell auf rund 20 % der Wählerstimmen kommen könnte.

„Guten Tag from Germany“, beginnt Böhmermann, „dem Land, das laut Elon Musk gerettet werden muss. Aber keine Sorge, wir wissen, was wir tun.“ In seinem Video legt er dar, wie sich die politische Landschaft verschiebt und welche gesellschaftlichen Dynamiken dazu geführt haben, dass eine rechtspopulistische Partei immer mehr Zustimmung erhält…

Wie der Rosa-Liebknecht-Sockenpuppenzoo Wikipedia zerstören wollte (oder will)

Podcast-Tipp: „Sockenpuppenzoo – Angriff auf Wikipedia“. Wikipedia – eine der letzten großen Internet-Utopien? Ein freies Lexikon, das allen gehört, an dem jede*r mitschreiben kann? Genau diese radikale Offenheit macht die Plattform so mächtig – aber auch verwundbar.

Warum ist das ein Problem? Wikipedia ist nicht nur eine Wissensquelle – sie ist oft die Quelle. Artikel aus der Online-Enzyklopädie erscheinen ganz oben in den Google-Suchergebnissen und werden millionenfach angeklickt. KI-Lösungen wie ChatGPT greifen bei ihren Antworten auf diese Daten zurück. Wenn Wikipedia manipuliert wird, dann verändert das nicht nur die Wahrnehmung der Vergangenheit – es prägt, was wir heute als Wahrheit betrachten.

Wikipedia als Zielscheibe der Geschichtsmanipulation. Der Podcast „Sockenpuppenzoo – Angriff auf Wikipedia“ deckt auf, wie gezielte Manipulation das Online-Lexikon unterwandert hat. Der sogenannte Rosa-Liebknecht-Sockenpuppenzoo weiß genau, wie Wikipedia funktioniert – und nutzt dieses Wissen skrupellos aus. Mit hunderten Fake-Accounts versuchten sie, die Geschichte umzuschreiben, insbesondere die des Nationalsozialismus. Fakten wurden verdreht, der Holocaust relativiert, geschichtliche Ereignisse umgedeutet – bis eine kleine Gruppe Wikipedianer*innen sich mutig entgegenstellte.

Das ist kein Einzelfall. Schon heute gibt es ganze Wikipedia-Versionen, die nicht mehr nutzbar sind. Die kroatische Wikipedia ist ein trauriges Beispiel: Dort wurden systematisch Falschinformationen verbreitet und historische Fakten so umgeschrieben, dass sie nationalistische Erzählungen unterstützen. Inzwischen ist diese Version der Enzyklopädie praktisch wertlos – doch bis heute greifen Algorithmen und Suchmaschinen darauf zurück.

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Atomkraft Ideologie. Wunschdenken statt Realismus.

Eine Sendung, die mich dazu inspiriert hat, mir ein paar Gedanken zum Atomkraft-Wiedereinstieg zu machen, war Marc-Uwe Kling über Atomkraft und die „Söder-Challenge“ in Till Reiners’ Happy Hour. Mit trockenem Humor, messerscharfer Analyse zeigt Kling, warum Atomkraft ökonomisch unsinnig ist – und warum trotzdem so viele Politiker davon reden. Seine Herausforderung an Markus Söder ist so simpel wie entlarvend: Wenn Atomkraft wirklich wirtschaftlich wäre, würde sich doch sicher ein Investor finden, oder? Spoiler: Die „Söder-Challenge“ dürfte schwer zu meistern sein.

Atomkraft – ein Thema, das in Deutschland als erledigt galt, aber in Europa weiter diskutiert wird. Vor allem CDU, AfD und FDP preisen sie als realistische Alternative, um die Energiewende zu meistern. Doch ein Blick auf aktuelle Bauprojekte zeigt: Die Realität sieht anders aus.

Ideologie statt pragmatischer Energiepolitik. Die konservativen Parteien von CDU, FDP und AfD halten an der Atomkraft fest – nicht aus ökonomischen Gründen, sondern aus ideologischer Überzeugung. Anstatt den Strompreis und eine nachhaltige Energieversorgung im Blick zu haben, geht es einmal mehr um die Gewinne großer Konzerne und um erfolgreiche Lobbyarbeit. Statt eine realistische und kosteneffiziente Lösung für die Energiezukunft zu suchen, werden Milliarden Steuergelder in eine überholte Technologie gepumpt, die sich ohne massive staatliche Unterstützung längst nicht mehr rechnen würde.

Atomkraft wird oft als schnelle und verlässliche Lösung für die Energiekrise dargestellt. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Milliardenverluste, endlose Verzögerungen, ungelöste Sicherheitsfragen. Ohne Subventionen passiert nichts, ohne Endlager bleibt das Problem bestehen. Atomkraft ist alles – nur keine realistische Alternative.

Verzögerungen, Kostenexplosionen und technische Probleme

Flamanville 3 (Frankreich): Geplante Kosten: 3,3 Milliarden Euro. Aktuelle Kosten: 19,1 Milliarden Euro. Der Bau begann 2007, die Inbetriebnahme war für 2012 geplant. Stand jetzt: Frühestens 2025. Schweißnähte, Reaktorhülle, endlose Mängel – Frankreichs Prestigeprojekt wird zum Alptraum.

Hinkley Point C (Großbritannien): Ursprünglich 21 Milliarden Euro, mittlerweile 53 Milliarden Euro. Start war 2017, der erste Reaktor sollte 2025 ans Netz. Neuer Termin: 2031. Kostenexplosion und Managementprobleme inklusive.

Olkiluoto 3 (Finnland): Derselbe Wahnsinn: Geschätzte 3 Milliarden, geworden sind es 9 Milliarden. Bauzeit? Statt vier Jahren dauerte es 17. Ein Musterbeispiel für die „Zuverlässigkeit“ dieser Technologie.

Subventionen oder gar nichts. So sehr CDU und FDP Atomkraft als Heilsbringer sehen – ohne Subventionen passiert nichts. Kein privater Investor ist bereit, das finanzielle Risiko zu tragen. Neue Reaktoren entstehen nur, wenn Staaten Milliarden zuschießen. In Osteuropa sind groß angelegte Atompläne in Arbeit – geschätzte Kosten: 130 Milliarden Euro. Ob das Geld tatsächlich investiert wird? Fraglich.

Kein Endlager, keine Lösung. Ein weiteres Problem, das gerne ausgeblendet wird: Es gibt bis heute kein Endlager für hochradioaktiven Müll. Nirgendwo in Europa. Während die Baukosten explodieren, bleibt die entscheidende Frage ungelöst: Wohin mit dem strahlenden Abfall?

Emotion statt Fakten. Feindbild-Konstruktion und Whataboutism.

Flood the Zone mit Bullshit – oder warum wir endlich zeitversetzte TV-Duelle brauchen. Gestern Abend also: das erste große Kanzler:innen-Duell. Vier Kandidat:innen, die sich um das wichtigste Amt im Land bewerben, live im Fernsehen, ungeschnitten, unkommentiert. Und direkt im Anschluss das übliche Spiel: Social Media voll mit Entrüstung, Memes und Jubelrufen – aber kaum Zeit für einen echten Faktencheck.

Warum eigentlich? Warum tun wir uns das immer wieder an? Die Technik macht’s möglich, doch wir tun so, als sei „Live“ das höchste Gut. Dabei wäre eine Lösung so einfach: Zeichnet die Diskussion auf, lasst ein Team von Faktenchecker:innen drübergehen, blendet Korrekturen ein und strahlt das Ganze zwei, drei Stunden später aus. Voilà – ein Wahlkampf, in dem zumindest der dreisteste Unsinn nicht unwidersprochen bleibt.

Aber nein, stattdessen erleben wir das immer gleiche Muster. Und dieses Muster folgt einer Strategie, die Populisten weltweit perfektioniert haben:

Flood the Zone with Shit

Steve Bannon, der ehemalige Trump-Berater, brachte es auf den Punkt: „Flood the Zone with Shit“. Das bedeutet, den öffentlichen Diskurs mit so vielen falschen, verdrehten oder irreführenden Aussagen zu überfluten, dass niemand mehr hinterherkommt. Statt über Inhalte zu diskutieren, müssen Journalist:innen ständig widerlegen, nachrecherchieren, einordnen – und sind trotzdem immer einen Schritt zu spät.

Was passiert also nach so einem TV-Duell?

• Irgendein Kandidat haut eine steile These raus („Deutschland hat die höchsten Steuern weltweit!“ – Spoiler: hat es nicht).

• Die ersten Twitter-Accounts feuern die Aussage raus, Zehntausende liken und teilen.

• Journalist:innen und Faktenchecker:innen brauchen Zeit, um die Zahl richtigzustellen.

• Die Korrektur bekommt dann nur noch einen Bruchteil der Aufmerksamkeit.

Das Ziel dieser Strategie ist nicht, eine echte Debatte zu führen, sondern Zweifel zu säen, Verwirrung zu stiften und Menschen glauben zu lassen, dass eh alle lügen.

Whataboutism & False Balance – oder das ewige „Aber was ist mit…?“ Ein weiteres beliebtes Spiel: Wenn es um kritische Fragen geht, kommt sofort ein „Aber was ist mit…?“ – ein Ablenkungsmanöver, das jede Diskussion ins Leere laufen lässt. Beispiel: Jemand spricht über Rechtsradikalismus, und die Antwort ist „Aber die Antifa!“. Plötzlich geht es nicht mehr um das ursprüngliche Thema, sondern um einen künstlich geschaffenen „Gegensatz“, der die Kritik relativiert.

Gleichzeitig sehen wir die Strategie der False Balance: Als ob jede Meinung gleich viel wert sei – egal ob wissenschaftlich belegt oder kompletter Unsinn. So werden Klimawandel-Leugner:innen, Impfgegner:innen und Rechtspopulisten oft in Talkshows eingeladen, als wären sie eine legitime Gegenseite zur Wissenschaft.

Warum ändert sich nichts? Weil das Chaos für einige ein Vorteil ist. Weil es Medienquoten bringt. Weil eine klare, unaufgeregte Debatte über Fakten weniger unterhaltsam ist als Streit. Und weil eine verunsicherte, überforderte Gesellschaft anfälliger für Populismus ist.

Die Lösung?

• Kein Live-TV-Duell mehr ohne Faktencheck. Zwei, drei Stunden Zeitverzögerung schaden niemandem – außer denen, die auf Lügen setzen.

• Verantwortung der Medien. Keine Plattform mehr für bewusst falsche Behauptungen, keine False Balance für eindeutige Fakten.

• Mehr Medienkompetenz. Wir alle müssen lernen, Bullshit als solchen zu erkennen – und nicht jede steile These für bare Münze zu nehmen.

Bis dahin bleibt nur: selbst nachdenken, Quellen checken, und sich nicht für dumm verkaufen lassen.

Hier sind 15 Taktiken, mit denen Populisten den Diskurs manipulieren. Eine kurze übersichtliche Liste mit typischen Taktiken, die sie nutzen:

1. Flood the Zone with Shit

• Ein Begriff von Steve Bannon: Überflutung des öffentlichen Diskurses mit falschen, irreführenden oder irrelevanten Informationen, um Verwirrung zu stiften und kritische Debatten zu ersticken.

2. Whataboutism (Ablenkung durch Gegenfragen)

• Kritik wird nicht direkt beantwortet, sondern mit einer Gegenfrage oder einem anderen Thema abgelenkt („Aber was ist mit…?“).

3. False Balance (Falsche Ausgewogenheit)

• Extrempositionen werden als gleichwertige Alternative zu etablierten Fakten oder Wissenschaft dargestellt, um den Eindruck zu erwecken, dass es zwei legitime Seiten gibt.

4. Strohmann-Argumente

• Die Position des Gegners wird verzerrt oder übertrieben dargestellt, um sie leichter angreifen zu können.

5. Opferrolle und Märtyrer-Narrativ

• Populisten stellen sich als Opfer von „Eliten“, „der Presse“ oder „dem Establishment“ dar, um Sympathie zu erzeugen und Kritik als unfair abzuwehren.

6. Dog-Whistle Politics (Codierte Botschaften)

• Aussagen, die für die allgemeine Öffentlichkeit harmlos klingen, aber für eine bestimmte Zielgruppe (z. B. rechte Extremisten) eine versteckte Bedeutung haben.

7. Overton Window Shifting (Verschiebung des Sagbaren)

• Extreme Positionen werden bewusst geäußert, um die Grenzen des gesellschaftlich Akzeptierten zu verschieben und radikale Ideen salonfähig zu machen.

8. Gaslighting (Realitätsverzerrung)

• Wiederholtes Leugnen oder Verdrehen von Fakten, um Menschen zu verunsichern und ihre Wahrnehmung der Realität zu manipulieren.

9. Feindbild-Konstruktion

• Klare „Wir gegen die“-Rhetorik, in der bestimmte Gruppen (z. B. Migranten, Medien, Wissenschaftler) als Bedrohung oder Sündenböcke dargestellt werden.

10. Emotion statt Fakten

• Anstatt mit logischen Argumenten zu überzeugen, setzen Populisten auf Angst, Wut oder nationale Identität, um Anhänger zu mobilisieren.

11. Redefinition von Begriffen

• Wichtige Begriffe werden umgedeutet, um sie propagandistisch zu nutzen (z. B. „Lügenpresse“ für kritische Medien, „Volksverräter“ für politische Gegner).

12. Dauerempörung und künstliche Skandalisierung

• Ständige Empörung über erfundene oder aufgebauschte Themen, um Aufmerksamkeit zu generieren und die eigene Basis zu mobilisieren.

13. Anti-Intellektualismus

• Ablehnung von Expertenwissen und Wissenschaft zugunsten von „gesunden Menschenverstand“ oder „Bauchgefühl“.

14. Framing & Sprachkontrolle

• Durch geschickte Wortwahl (z. B. „Asylflut“, „Gender-Wahn“) werden Debatten von Anfang an in eine gewünschte Richtung gelenkt.

15. Selbstwiderspruch als Strategie

• Populisten sagen oft bewusst widersprüchliche Dinge, um verschiedene Zielgruppen gleichzeitig anzusprechen oder Verwirrung zu stiften.

Warum das Paradoxon von Popper uns alle betrifft

Keine Toleranz für Intoleranz. Toleranz ist eine feine Sache. Sie bedeutet, andere Meinungen auszuhalten, unterschiedliche Lebensweisen zu akzeptieren und Menschen mit Respekt zu begegnen – unabhängig von Herkunft, Religion oder Überzeugungen. Klingt gut, oder? Aber was passiert, wenn Toleranz gegenüber Intoleranten zur Regel wird? Dann zerstören sie genau das, was Toleranz eigentlich schützen sollte: unsere Freiheit.

Der Philosoph Karl Popper hat dieses Dilemma schon 1945 beschrieben. Sein Paradoxon der Toleranz besagt: Eine tolerante Gesellschaft kann sich nur dann erhalten, wenn sie intolerante Ideologien nicht toleriert. Warum? Weil absolute Toleranz denen Tür und Tor öffnet, die nichts anderes im Sinn haben, als diese Freiheit zu zerstören.

Genau hier sind wir beim Kern des Problems. Wenn heute jemand sagt: „Man muss doch auch mal mit der AfD reden!“ oder „Jeder hat doch das Recht auf seine Meinung!“, dann ist das auf den ersten Blick nachvollziehbar. Meinungsfreiheit ist wichtig. Aber was ist, wenn diese „Meinung“ menschenverachtend, rassistisch oder demokratiefeindlich ist? Wenn sie darauf abzielt, ganze Bevölkerungsgruppen auszugrenzen, Andersdenkende zu bedrohen und ein System zu errichten, in dem eben keine freie Meinung mehr möglich ist?

Die AfD und andere rechtsextreme Populisten nutzen unsere Offenheit, um ihre Ideologie gesellschaftsfähig zu machen. Sie missbrauchen die demokratischen Freiheiten, um die Demokratie selbst zu untergraben. Ihre Strategie ist simpel: Erst geben sie sich bürgerlich, dann werden sie radikaler. Erst rufen sie nach Meinungsfreiheit, dann wollen sie Menschen mit anderen Meinungen mundtot machen.

Deshalb gilt: Keine Toleranz für Intoleranz! Wer Rassismus verharmlost, wer Rechtsextreme in Talkshows einlädt, um sie „einzubinden“, wer AfD-Positionen aus Bequemlichkeit übernimmt, der macht sich mitschuldig. Toleranz bedeutet nicht, sich von Intoleranten an der Nase herumführen zu lassen. Sie bedeutet, die Demokratie aktiv zu verteidigen.

Denn wenn wir nicht aufpassen, wachen wir irgendwann in einer Gesellschaft auf, in der Toleranz nicht mehr existiert – weil wir die Intoleranten zu lange gewähren ließen.

Save Social – Lasst uns das Internet zurückerobern

Rettet das freie Internet – Stoppt die Monopolmacht von Big Tech!

Das freie Internet, wie wir es kennen, steht vor dem Aus. Die digitale Landschaft wird von wenigen mächtigen Konzernen dominiert – allen voran Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp), X (ehemals Twitter) und ByteDance (TikTok). Diese Tech-Giganten kontrollieren nicht nur, was wir sehen und hören, sondern auch, wie Informationen verteilt werden. Die Folge? Ein demokratisches Grundproblem: Meinungsmacht wird zentralisiert, unabhängige Medien marginalisiert und freie, offene Plattformen erstickt.

Doch es gibt Widerstand. Über 100 Kulturschaffende, Journalistinnen, Unternehmerinnen und Organisationen haben sich in der Initiative Save Social zusammengeschlossen, um eine digitale Zukunft zu fordern, die allen gehört – nicht nur den großen Konzernen.

Einer der prominentesten Unterstützer ist Autor und Kabarettist Marc-Uwe Kling (bekannt durch die Känguru-Chroniken). In seinem Videoaufruf zeigt er, wie soziale Medien von Monopolen kontrolliert werden und warum es dringend Zeit ist zu handeln.

Warum ist das wichtig? Die sozialen Netzwerke sind heute die Hauptquelle für Informationen und öffentliche Debatten. Doch sie funktionieren nach intransparenten Algorithmen, die nicht das Gemeinwohl im Fokus haben, sondern nur den Profit.

Das Problem:

  • Überwachungsbasierte Geschäftsmodelle: Wer sozialen Netzwerken beitreten will, muss persönliche Daten preisgeben – oft ohne echte Wahlmöglichkeit.
  • Manipulation durch Algorithmen: Die Plattformen entscheiden, was wir sehen – nicht nach Relevanz oder Wahrheit, sondern nach dem, was Aufmerksamkeit und Werbeeinnahmen maximiert.
  • Monopolisierung der Debatte: Alternative Plattformen und unabhängige Medien haben es schwer, sich zu finanzieren und ein Publikum zu erreichen.
  • Desinformation und Hetze: Hassrede und Fake News verbreiten sich rasant, während journalistische Qualitätsinhalte im Schatten stehen.
  • KI beschleunigt die Krise: Generative KI-Modelle verwerten Inhalte, ohne Urheber*innen zu entschädigen. Gleichzeitig sorgen KI-gestützte Suchmaschinen dafür, dass Nutzer gar nicht mehr auf Originalquellen zugreifen.

Was fordert Save Social? Um das Internet aus der Umklammerung der Monopolkonzerne zu befreien, fordert die Initiative zehn konkrete Maßnahmen:

1️⃣ Offene Plattformen stärken – Öffentliche Inhalte sollen nicht nur auf Big-Tech-Plattformen, sondern auch auf offenen Alternativen verfügbar sein.
2️⃣ Staatliche Institutionen als Vorbild – Behörden, Universitäten und Medienhäuser sollen verstärkt in alternative Netzwerke investieren.
3️⃣ Unabhängige Plattformen fördern – Staatliche Mittel sollen für den Aufbau freier, dezentraler Plattformen genutzt werden.
4️⃣ Rechtliche Rahmenbedingungen für gemeinwohlorientierte Plattformen schaffen – So können alternative Netzwerke bestehen und wachsen.
5️⃣ Medienkompetenz fördern – Bildungseinrichtungen sollen offene, sichere Netzwerke priorisieren und Big-Tech-Alternativen vermeiden.
6️⃣ Marktmonopole aufbrechen – Unternehmen, die zu groß werden, müssen in kleinere Einheiten aufgeteilt werden.
7️⃣ Interoperabilität sicherstellen – Inhalte müssen plattformübergreifend zugänglich sein, damit Nutzer nicht in geschlossenen Systemen gefangen sind.
8️⃣ Sichtbarkeit für unabhängige Inhalte garantieren – Links auf externe Webseiten dürfen nicht durch Algorithmen benachteiligt werden.
9️⃣ Strengere Aufsicht und Regulierung – Plattformen müssen in der Verantwortung stehen, strafbare Inhalte zu verhindern.
🔟 Plattformen in die Haftung nehmen – Wer mit Inhalten Geld verdient, muss auch Verantwortung übernehmen.

Click.Aktivismus ist da ein erster Schritt 😉

Wenn wir nicht jetzt handeln, werden die sozialen Medien endgültig zu geschlossenen Systemen verkommen, in denen wir nur noch das zu sehen bekommen, was den Monopolplattformen nützt. Wir müssen Alternativen stärken und die Macht der Tech-Giganten begrenzen.

  • Unterstützt die Initiative und unterschreibt die Petition auf SaveSocial.eu!
  • Teilt den Videoaufruf von Marc-Uwe Kling und macht eure Freund*innen auf das Thema aufmerksam!

Die Zukunft des Internets darf nicht den Konzernen gehören – sie gehört uns allen. Lasst uns gemeinsam für ein freies, offenes und demokratisches Internet kämpfen!

Besuch im besetzten Sündi

Gestern waren wir unterwegs, im Herzen eines umkämpften Waldes, der doch so viel mehr ist als nur „Abraum“: das Sündi (auch als Erbwald bekannt), einem Teil des Hambacher Forstes. Dieser kleine, aber unglaublich wertvolle Flecken Erde ist derzeit besetzt – von zahlreichen mutigen jungen Menschen, die ihr Leben riskieren, um ihn zu schützen. Mit dabei hatten wir wiedermal  Taschen und Kisten mit Marmeladen, Süßigkeiten, Keksen, Konserven und dringend benötigtem Material wie Klebeband und Löffel von der Wunschliste der Besetzer:innen.

Dieser Wald ist ein ökologischer Trittstein von unschätzbarem Wert

Doch was macht diesen Wald so wichtig? Das Sündi ist nicht nur irgendein Wäldchen, sondern ein essenzieller Bestandteil des Biotopverbunds in dieser Region. Es ist ein Zuhause für streng geschützte Arten wie Fledermäuse und Haselmäuse. Zahlreiche alte Bäume dienen als Nistbäume und bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Als Teil des einst riesigen Bürgewaldes erzählt das Sündi nicht nur eine ökologische, sondern auch eine kulturelle Geschichte. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen für diese Entscheidungen und Planungen einmal auf den alten Waldlehrpfad begeben und informieren.

Der ehemalige Bürgewald, von dem der Hambacher Forst heute nur noch einen kleinen Rest darstellt, war einst ein ausgedehntes Waldgebiet von über 5.500 Hektar. Es war eines der ältesten und größten zusammenhängenden Waldgebiete in Deutschland. Heute sind davon weniger als 10 % erhalten. Der überwiegende Teil wurde für den Braunkohleabbau durch RWE unwiderruflich zerstört. Was bleibt, sind verstreute Fragmente wie eben das Sündewäldchen, die dennoch von unschätzbarem Wert sind – als Lebensraum, Klimapuffer und historisches Erbe.

Zeichen des Widerstands

Während unseres Besuchs im Barrio war die Bedrohung des Waldes allgegenwärtig und akustisch wahrnehmbar. Schon jetzt deutet eine extra errichtete Rampe aus dem Tagebau heraus auf die geplante Räumung am 6. Januar 2025 hin. Diese Szene erinnert bedrückend an die Ereignisse in Lützerath – eine Geschichte, die sich hier zu wiederholen droht. Der Unterschied? Über die drohende Räumung des Sündi berichtet kaum ein Medium. Es scheint, als würde die Öffentlichkeit kaum Notiz von dieser sinnlosen Planung nehmen, bei der es lediglich darum geht, Material für die Stabilisierung der Kippen zu gewinnen.

Doch es gibt trotzdem ein wenig Hoffnung: Die Geschichte des Hambacher Forstes zeigt, was viele Menschen gemeinsam erreichen können. Der Widerstand gegen die Abholzung des Waldes begann vor über einem Jahrzehnt. Was mit kleinen Protesten und Mahnwachen begann, wuchs zu einer der erfolgreichsten Umweltbewegungen Deutschlands heran. Die Besetzung, die 2012 begann, führte zu jahrelangen Protesten und Besetzungen – der Hambacher Forst ist ein Symbol des Widerstands. Aber wirklich gerettet ist der Hambacher Forst nicht – denn auch wenn 2020 durch die NRW Landesregierung dies erzählt wird – RWE zerstört systematisch weiter und unterbricht die Grundwasserzuführung des Waldes um ihn auszutrocknen.

Unterstützung und Aufmerksamkeit dringend benötigt

Die vorhandenen Strukturen der Besetzer:innen – Plattformen in den Bäumen, Traversensysteme – zeigen, die Entschlossenheit und den Mut der Aktivist:innen. Doch sie brauchen Unterstützung, sei es durch Mediale Aufmerksamkeit, Sachspenden oder direkte Hilfe vor Ort. Hier wird nicht nur Widerstand geleistet, sondern auch die Frage gestellt, was uns als Gesellschaft wirklich wichtig ist: kurzfristige wirtschaftliche Interessen oder der Schutz unserer Natur? Dieser Wald ist ein Symbol – für Hoffnung, Zusammenhalt und den unermüdlichen Kampf für eine gerechtere Welt. Die Zeit drängt. Unterstützt die Besetzung, verbreitet Informationen, bringt euch ein. Es geht nicht nur um den „Sündi“ . Es geht um uns alle. Der Hambi lebt und Sündi bleibt! 

 

 

Wir sind Teil der Roten Linie – Gemeinsam den Hambi und den ‚Sündi‘ retten

Der Hambacher Wald, der vielen von uns als Hambi bekannt ist, steht erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dieses Mal geht es um den benachbarten Manheimer Erbwald, ein 6 Hektar großes Stück Natur, das früher Teil des Hambacher Waldes war und jetzt akut von der Rodung bedroht ist. 

Wir unterstützen die Waldschützer*innen denn eines ist klar: Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir mehr als nur ein Stück Wald – wir verlieren ein Symbol für Widerstand und Hoffnung.

Warum der Manheimer Erbwald wichtig ist. Der Erbwald ist nicht einfach irgendein Waldstück. Er ist ein Lebensraum für streng geschützte Fledermäuse und besteht aus einem ökologisch wertvollen Stieleichen-Hainbuchenwald. (Es wurden von RWE zahlreiche Bäume markiert – alles Vorbereitungen für die Umsiedlung von Fledermäusen und Haselmäusen). Diese Gebiete sind entscheidend für den Biotopverbund (aka Trittsteine), der den Erhalt des Hambacher Waldes sichert. Doch RWE plant, genau dieses Gebiet für die Böschungsstabilisierung und die Erweiterung der „Manheimer Bucht“ abzubaggern. Die Folgen? Eine Zerstörung der Waldvernetzung und eine Ausweitung des Tagebaus, die den gesamten ökologischen Zusammenhang gefährdet.

Der Protest: Ein Zeichen setzen in Rot. Am 24. November 2024 werden wir in Manheim gemeinsam mit vielen anderen ein Zeichen setzen. Wir bilden eine rote Linie an der Tagebaukante – ein lebendiges Statement gegen die Zerstörung und für den Schutz des Waldes. Treffpunkt ist um 11:30 Uhr an der Kirche in Manheim (alt), von dort geht es um 12 Uhr zur BUND-Wiese und weiter zum Sündenwäldchen. Für alle, die kommen möchten: Es gibt einen Shuttle-Service vom Bahnhof Buir nach Manheim, um die Anreise zu erleichtern.

Mitmachen und unterstützen. Weitere Informationen und Updates zu den Aktionen und den Hintergründen findet ihr hier:

Ein Dank geht an Eva Töller und Michael Zobel sowie alle, die diese Aktion organisiert haben.

Zusammen den Hambi retten. Lasst uns ein starkes Zeichen setzen und zeigen, dass der „Sündi“ und der Hambi nicht allein sind. Wir freuen uns darauf, viele von euch dort zu sehen und gemeinsam die rote Linie zu ziehen – für den Wald, für die Zukunft und für die kommenden Generationen.

Waldspaziergang in der Nähe von Mordor

Am letzten Sonntag haben wir wieder mal Zeit bei den wahren WaldschützerInnen des Hambacher Waldes verbracht. Mit ihren Baumhäusern und ihrer konsequenten Anwesenheit sichern diese Menschen den letzten verbleibenden Rest dieses wertvollen Waldgebietes vor der Zerstörung durch den Braunkohleabbau.

Vor genau 10 Jahren begann der breitere, bürgerliche Protest mit dem ersten Waldspaziergang von Michael Zobel und Eva Töller. Mit ihren regelmäßigen Wanderungen durch diesen Wald trugen sie dazu bei, den Protest zu erweitern und für die Öffentlichkeit zugänglicher zu machen und mehr Menschen für den Erhalt der einzigartigen Natur zu mobilisieren. Endlich begann man über die Bedeutung dieses wertvollen Ökosystems zu sprechen, was neue UnterstützerInnen gewann.
Der Kampf für den Erhalt der Wälder und auch der Dörfer im rheinischen Braunkohlerevier ist schon immer vielfältig und komplex.

„Waldspaziergang in der Nähe von Mordor“ weiterlesen

Für eine offene und vielfältige Gesellschaft.

Vor einigen Tagen (am 16.03.2023) wurde, im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus, an der Ellerstraße in Düsseldorf ein Zusatzschild in arabischer Schrift angebracht, um die Vielfalt und Internationalität unserer Stadtgesellschaft sichtbar zu machen. Doch diese Geste der gesellschaftlichen Inklusion wurde durch die rechtsextreme Gruppierung „Revolte Rheinland“ nun kurzfristig überklebt.

Sie überklebten in der Nacht zum 27.03.2023 das Schild mit einer rassistischen und gewaltverherrlichenden Darstellung eines Ritters zu Pferd, der mit gezückter Lanze Menschen jagt. Stilistisch wurden Piktogramme gewählt, die eine Nähe zu den bekannten „refugees welcome“ Aufklebern versuchen herzustellen. Zusätzlich wurde das reguläre Straßenschild überklebt und kurzzeitig in„Karl-Martell-Straße“ umbenannt. Zum Hintergrund dieser Person: Der historische Bezug zu Karl Martell im Jahre 732 wird von Nazis und Rechtspopulisten gerne bemüht – der Grund dafür ist, dass Karl Martell als der „Retter des Abendlandes“ im Kampf gegen die islamische Expansion in Westeuropa gilt. Extremisten – wie zum Beispiel der Massenmörder Anders Breivik – nutzen diesen historischen Kontext, um ihre rassistische Agenda zu rechtfertigen. Als Erklärung wurde auch zusätzlich ein Plakat hinterlassen auf dem das „christlichen Abendland“ beschworen und vom „Ende der islamischen Landnahme in Europa“ schwadroniert wurde.

Die geistigen Brandstifter, die rechtspopulistische Bubble im Internet hat (erwartungsgemäß) diese Aktion direkt auch beklatscht. Dieser Vorfall in Düsseldorf dokumentiert ein weiteres Mal den latent vorhandenen Rassismus und Extremismus in unserer Gesellschaft.

Es ist für mich unerträglich, wie extremistische Gruppen versuchen, ihre rassistische Agenda zu verbreiten und die Gesellschaft spalten und zündeln. Rassistische Denkmuster in Staat und Gesellschaft müssen offengelegt und dann zurückgedrängt werden. Wir müssen als Gesellschaft gegen Rassismus und Rechtsextremismus aktiv bleiben und gemeinsam für eine offene, tolerante und vielfältige Gesellschaft streiten und kämpfen. „Aus diesem Grund gibt es die Internationalen Wochen gegen Rassismus die zur Zeit begangen werden“, so Dietmar Wolf grüner Bezirksbürgermeister.

Kein Millimeter dem Rassismus – Für eine offene und vielfältige Gesellschaft.