Mich beschäftigt in der letzten Zeit immer wieder diese Frage : Wie kann es eigentlich sein, das es in dieser Stadt mit 592.000 EinwohnerInnen nur 800 bis 1.000 Leute auf die Straße schaffen? Natürlich geht es in diesem Fall neben der Qualität auch um Quantität. Kurz und gut – der Protest in Düsseldorf ist zahlenmäßig erschreckend dünn.
Die Gründe hierfür scheinen vielschichtig zu sein – es wird teilweise am Rückzug des Düsseldorfer Appells (also der organisierten, bürgerlichen Gruppen) liegen. Teilweise wird es auch an den vielen einzelnen Gruppen liegen die (noch) ihre eigenen kleinen „Süppchen“ kochen und auch ein wenig an den „eingerosteten“ Strukturen. Aber es gibt viele Zeichen (OrgaTreffen, Voküs, SoliKonzerte, echten Dialog und kein Smalltalk zwischen den Aktiven) das die Protestkultur wieder erwacht ist 🙂
Die Bereitschaft zum Protest strahlt aber aktuell (noch) nicht in die Breite der Gesellschaft… Warum eigentlich? Eine Ursache das diese Kreise der Gesellschaft nicht wirklich erreicht werden wird auch an der Berichterstattung der Leitmedien in dieser Stadt liegen. Denn diese ist mit „lückenhaft“, „tendenziös“ aber auch teilweise „verdrehend“ und „offen verharmlosend“ noch sehr wohlwollend umschrieben.
Besonders der Artikel in der WZ vom 2.2.2015 ist mir da aufgefallen. Da wird das Verkehrschaos durch die Absperrungen der Polizei (großräumig) der kurzzeitigen Sitzblockade (auf einer Straße) zugeschrieben statt dem Aufmarsch der Rechten, die durch die halbe Stadt marschieren. Es ist der Artikel, in dem vergessen wird zu erwähnen, wer bewaffnet (mit Quarz-Handschuhen) auf der Demo festgenommen wurde und dies mit der versuchten Platzbesetzung in Verbindung bringt und die sieben Personen die von der Polizei wegen übermäßigen Alkoholkonsums von der Demo ausgeschlossen wurden mit Flaschenwürfen (zugegeben eine Scheissaktion) in Verbindung bringt… In anderen Publikationen werden die beteiligten Gruppen des Dügida-Aufmarsches nicht wirklich analysiert – sondern verharmlosend als „Islam-Gegner“ bezeichnet… Dies mal nur am Rande bemerkt.
Ohne jetzt das Gedicht von Martin Niemöller („Als die Nazis die Kommunisten holten (…) „) zu bemühen – aber aus meiner Sicht braucht es eine wachsame und auch wehrhafte Demokratie. Ganz ehrlich, ich bin froh das es diese links-alternative Szene – diese „üblichen Verdächtigen“ – gibt. Dies sind Menschen die sich offen & laut zu antifaschistischen Werten bekennen und damit immer wieder die Lehren aus der NS-Zeit wachhalten. Von Politikern wird zu oft in Sonntags- / bzw. eher Gedenkreden eine „wehrhafte Demokratie“ beschworen – und dies endet dann in symbolischen Veranstaltungen a la „grillen gegen rechts“. Sorry, aber dies sind doch keine ernstzunehmenden Signale. Propaganda von Nazis entfernen, laut werden wo es nötig ist, sich solidiarisch zeigen wo es wichtig ist, sich den Nazis zur Not auch in den Weg stellen… das ist wehrhaft. Alles andere ist nur blabla und Vogel-Strauß-Taktik. Ohne Menschen mit dieser antifaschistischen Einstellung, gäbe es mehr Nazis in unserer Gesellschaft und nicht weniger – ein Aufenthalt in einigen ostdeutschen Regionen kann da mal helfen sich diesem Szenario mal zu stellen…