
(Ein persönlicher Einblick in über 4.300 Beiträge auf bilkorama.de)
Ich blogge seit 2004 – und wenn du das hier liest, ist dieser Beitrag einer von über 4.300 Artikeln auf bilkorama.de. Was als digitales Notizbuch begann, hat sich längst zu einer Art persönlichem Archiv städtischer & urbaner Beobachtungen, politischer Haltungen und kultureller Momentaufnahmen entwickelt. Bloggen ist für mich keine Selbstinszenierung, kein digitaler Seelenstriptease – das Private bleibt privat. Aber der Blick nach draußen, das Innehalten, das Aufzeigen und Einmischen – das gehört für mich zur Haltung. Denn: Wer schweigt, stimmt zu.
Vielfalt ist Programm. Und Haltung sowieso. Die Themen auf bilkorama.de sind so bunt wie das Leben in Düsseldorf – und manchmal auch so sperrig wie Gentrifizierung oder unterschiedliche Bewegungsprojekte. Zwischen #augenblicken (über 750 Beiträge) und lokalen Lieblingsorten wie dem Bauernmarkt (112 Posts), der Florabar, dem Florapark, der Brause aka Metzgerei Schnitzel oder Aktionen wie #baum4dus oder damals der Critical Mass, dokumentiere ich, was sich bewegt – oder eben festgefahren ist. Ob #gegen-nazis (144 Beiträge), #politix (220), die Verteidigung von Lützerath, Hambi oder der Einsatz für Seenotrettung – ich bleibe unbequem, wo es unbequem sein muss. Auch vermeintlich kleine Dinge wie die Baumscheibenpflege, Giveboxen, Unverpackt-Läden, Foodsharing oder eine neue Paste-Up-Wand in der Stadt bekommen bei mir ihren Platz da sie wichtig sind.
StreetArt, Urban Gardening, Verkehrswende & Knoblauch-Tofu. Ich liebe es, wenn Menschen aus ihren Ideen ganze Projekte wachsen lassen. Von #urbangardening, Seedbombs, Bienenweiden bis zum Repair Café oder Frei Funk oder Einfälle statt Abfälle – viele Beiträge feiern die kleinen Veränderungen. Manchmal mit Anleitung, manchmal einfach als Momentaufnahme, oft mit einem Augenzwinkern.
Auch Essen kommt vor – denn Kochen ohne Knochen hat über 150 Beiträge verdient. Und wer weiß, vielleicht landet dazwischen auch mal eine Ode an den perfekten Kartoffelsalat oder eine Momentaufnahme vom Flohmarktfund mit Geschichte.
Ob es um Refugees Welcome, Gegen soziale Kälte, Klimaschutz, Umweltschutz oder Verkehrswende geht – ich versuche sichtbar zu machen, was andere übersehen (wollen).
Bloggen als Chronik eines Viertels, einer Zeit, eines Standpunkts. Ich sehe bilkorama.de nicht als klassisches Tagebuch. Es ist eher ein Langzeitprojekt mit Haltung. Einerseits ein Archiv des Lokalen – zwischen Wissmannstraße, Kiefernstraße, Bilk und Boui Boui – andererseits ein Filter für das Weltgeschehen, das durch den eigenen Kiez rauscht.
Im Laufe der Jahre haben sich die Schwerpunkte meines Blogs gewandelt. Während früher Themen wie Fortuna Düsseldorf und Critical Mass im Vordergrund standen, rücken heute das Leben mit Kindern in der Stadt (von Spileplatz, Kinderladen bis zur Schule), das Friedensplätzchen und die NachbarschaftsIni und nachhaltige Lebensweisen mehr in den Fokus. Trotzdem bleiben die Grundwerte von bilkOrama.de bestehen: ein kritischer Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und ein Engagement für eine lebenswerte Stadt.
Punk bleibt – Haltung auch. Ich bin immer noch geprägt von der Musik meiner Jugend und Zeit an der HHU – von But Alive, Die Ärzte, WIZO und natürlich Die Toten Hosen (denn ohne die Hosen wären wir alle keine Punks). Diese Haltung zieht sich durch: bewegungsorientiert, stabil und , konsequent laut, wenn’s sein muss.
Bloggen ist für viele ein digitales Tagebuch – für mich ist es eher eine Chronik des öffentlichen Lebens, mit Haltung, Beobachtungen und Ideen. Dabei gilt für mich ein einfacher Grundsatz: Das Private bleibt privat. Nicht weil ich nichts zu erzählen hätte, sondern weil nicht alles gesagt werden muss, nur weil es geht.
Das Netz vergisst nicht. Und manchmal wird aus dem Persönlichsten das Verwundbarste – besonders in Zeiten, in denen jede Meinung sofort bewertet, kommentiert und weiterverbreitet wird. Wer sichtbar bleibt, braucht auch geschützte Räume.
Bloggen ist für mich keine Bühne für Seelenstriptease. Es ist ein Ort, an dem ich Dinge teile, die relevant sind – für mein Umfeld, meine Stadt, meine Haltung. Es bleibt vielfältig. Es bleibt politisch. Es bleibt persönlich – aber nicht privat. Bleibt stabil ✊
— bilkorama