Warum das Paradoxon von Popper uns alle betrifft

Keine Toleranz für Intoleranz. Toleranz ist eine feine Sache. Sie bedeutet, andere Meinungen auszuhalten, unterschiedliche Lebensweisen zu akzeptieren und Menschen mit Respekt zu begegnen – unabhängig von Herkunft, Religion oder Überzeugungen. Klingt gut, oder? Aber was passiert, wenn Toleranz gegenüber Intoleranten zur Regel wird? Dann zerstören sie genau das, was Toleranz eigentlich schützen sollte: unsere Freiheit.

Der Philosoph Karl Popper hat dieses Dilemma schon 1945 beschrieben. Sein Paradoxon der Toleranz besagt: Eine tolerante Gesellschaft kann sich nur dann erhalten, wenn sie intolerante Ideologien nicht toleriert. Warum? Weil absolute Toleranz denen Tür und Tor öffnet, die nichts anderes im Sinn haben, als diese Freiheit zu zerstören.

Genau hier sind wir beim Kern des Problems. Wenn heute jemand sagt: „Man muss doch auch mal mit der AfD reden!“ oder „Jeder hat doch das Recht auf seine Meinung!“, dann ist das auf den ersten Blick nachvollziehbar. Meinungsfreiheit ist wichtig. Aber was ist, wenn diese „Meinung“ menschenverachtend, rassistisch oder demokratiefeindlich ist? Wenn sie darauf abzielt, ganze Bevölkerungsgruppen auszugrenzen, Andersdenkende zu bedrohen und ein System zu errichten, in dem eben keine freie Meinung mehr möglich ist?

Die AfD und andere rechtsextreme Populisten nutzen unsere Offenheit, um ihre Ideologie gesellschaftsfähig zu machen. Sie missbrauchen die demokratischen Freiheiten, um die Demokratie selbst zu untergraben. Ihre Strategie ist simpel: Erst geben sie sich bürgerlich, dann werden sie radikaler. Erst rufen sie nach Meinungsfreiheit, dann wollen sie Menschen mit anderen Meinungen mundtot machen.

Deshalb gilt: Keine Toleranz für Intoleranz! Wer Rassismus verharmlost, wer Rechtsextreme in Talkshows einlädt, um sie „einzubinden“, wer AfD-Positionen aus Bequemlichkeit übernimmt, der macht sich mitschuldig. Toleranz bedeutet nicht, sich von Intoleranten an der Nase herumführen zu lassen. Sie bedeutet, die Demokratie aktiv zu verteidigen.

Denn wenn wir nicht aufpassen, wachen wir irgendwann in einer Gesellschaft auf, in der Toleranz nicht mehr existiert – weil wir die Intoleranten zu lange gewähren ließen.