Ich stehe vor der Wohnungstür. WhatsApp-Nachricht von heute Mittag:
„Waren da.“
Kein checkbox-Haken, kein Smiley, kein Foto vom Ergebnis. Einfach nur dieser Satz, wie aus dem Nichts gefallen. Und jetzt?
Ich bin im Zustand maximaler Unschärfe.
Wurde was gemacht – oder nicht? Hat jemand gebohrt, geschraubt, die Badewanne aufgestellt oder gar das WC angeschlossen? Oder nur kurz geguckt, Material gebracht und ist dann zum nächsten Einsatzort verschwunden?
„Ist das noch DIY oder schon Therapie?“„Warum zur Hölle hab ich eigentlich geglaubt, dass Pinterest-Ideen in Echtzeit funktionieren?“ Der Countdown läuft. Der Umzugstermin steht. Zeit wird zur Währung, Klebeband zur Lösung.
Es ist diese Zwischenzeit, in der alles gleichzeitig passiert: Man rupft Tapete ab, sortiert Material aus und findet Erinnerungen, hört Musik in Dauerschleife, verflucht DIY-Ideen und wundert sich, wie viel Kram man in einer Wohnung ansammeln konnte. Während die Wände nackt werden und das Laminat knarzt, drückt das Leben kurz Pause – aber auch nur kurz. Morgen soll die Tapete wieder dran. Küche aufbauen. Vielleicht noch atmen. Vielleicht.
Der Boombox röhrt im Brüllwürfel-Modus. Deezer spielt Playlisten aus einer anderen Zeit und von einer besseren Welt, die Nachrichten kommen aus einem Paralleluniversum, Erinnerungen an Festivalwiesen und WG-Küche ploppen auf – aber irgendwie passt es. Alles passt gerade irgendwie nicht. Aber eben auch doch. Zwischen Baumarktmaterial, Schrauben-Chaos und Laminat-ausbessern beginnt ein innerer Monolog, der mit jedem Farbeimer eindeutiger wird: Genau hier, zwischen Bohrmaschine und Bierflasche, entsteht was Neues. Ein Zuhause. Eine Idee. Ein Text. (Mit Farbe unter den Fingernägeln.)