Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit – Nazis (oder wie auch immer sie sich betiteln wollen) rufen zu einem Aufmarsch in Dortmund auf. Bei den Gedanken an diese „Irrläufer der Evolution“ (Wiglaf Droste)  hab ich mal wieder in meinen Büchern geblättert und bin auf ein altes Gedicht von Kurt Tucholsky gestossen – okay, ich habe es bewusst rausgesucht – es ist schon bitter das sich Teile der Geschichte scheinbar wiederholen… Hoffentlich kommen genug Menschen nach Dortmund (oder egal wo sich Nazis aufmarschieren wollen) und stellen sich quer. Es gilt der alte Spruch: Faschismus ist keine Meinung. Faschismus ist ein Verbrechen!

Rosen auf den Weg gestreut

Ihr müßt sie lieb und nett behandeln, erschreckt sie nicht – sie sind so zart! Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln, getreulich ihrer Eigenart! Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft: Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!

Wenn sie in ihren Sälen hetzen, sagt: »Ja und Amen – aber gern! Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!« Und prügeln sie, so lobt den Herrn. Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft! Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft.

Und schießen sie: du lieber Himmel, schätzt ihr das Leben so hoch ein? Das ist ein Pazifisten-Fimmel! Wer möchte nicht gern Opfer sein? Nennt sie: die süßen Schnuckerchen, gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen … Und verspürt ihr auch in euerm Bauch  den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft:  Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten, küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft !

aus der Die Weltbühne, 31.03.1931, Nr. 13, S. 452. von Kurt Tucholsky