Darf ich vorstellen : Steve. Er wurde unterernährt und geschwächt in einem Vorgarten gefunden und konnte sich bei den ehrenamtlichen HelferInnen vom Fledermausschutz Düsseldorf erholen und aufpäppeln lassen.

Ich hab im letzten Jahr bei einer Fledermaus-Führung im Florapark mitgemacht und den Guido Hoehne, Ansprechperson in Düsseldorf für den Fledermausschutz kennengelernt.
Das Interview mit unserem Nachbarn Guido Hoehne – er ist „eigentlich“ Comedyartist und durch seine Kindertheaterstücke und Kinderzaubershows bekannt und vermutlich so vielen ein Begriff – habe ich aus der Situation bei uns im Viertel heraus angefragt. 

Kurz zur Situation : Fledermäuse sind gefährdet, denn sie leiden unter Wohnungsnot und finden nicht genug Nahrung in der Stadt. Ein Fledermauskasten im Garten oder an der Fassade und die richtigen Pflanzen auf Balkon und Terrasse können den Tieren helfen.
Aber was kann denn sonst noch machen, unternehmen? Daher habe ich mir gedacht – sprechen wir doch einfach mal drüber 🙂

M: Hej hej. Wie bist du dazu gekommen, Fledermausführungen anzubieten und wieviele Leute sind im Fledermausschutz in Düsseldorf aktiv?

G: Unsere Gruppe umfasst vier Personen und es gibt noch ein paar Einzelkämpfer/innen in Düsseldorf. Wir benötigen dringend Unterstützung von Leuten, die sich wirklich voll darauf einlassen wollen und mit anpacken können.
Fledermauspflege ist insbesondere in der Jungtierzeit eine kräftezehrende Aufgabe. Da  jedoch jedes Weibchen nur ein Junges im Jahr bekommt, lohnt sich der Einsatz für jedes Tier, dem wir helfen können, glücklich durch die Nacht zu flattern.
Ich habe vor über 20 Jahren begonnen, mich mit Fledermäusen zu beschäftigen und mein erstes Fachbuch zum Thema erworben.  Angefangen hat alles 1996 mit meinem Kinder-Zauber-Theaterstück „Tiberius Schlabberzahn“, dessen Held ein zahnloser Vampir ist.  Ich wollte in der Lage sein, in dieser Rolle die aufkommenden Fragen der Kinder rund um Fledermäuse kompetent zu beantworten.
Seitdem hat mich das Thema Fledermaus nicht mehr losgelassen. Vor fünf Jahren habe ich dann gemeinsam mit meiner Frau Judith beim NABU NRW eine Fortbildung zum Fledermaus-Botschafter absolviert, um dazu beizutragen, die Öffentlichkeit für die Belange der streng geschützten Tiere zu sensibilisieren. In diesem Zusammenhang habe ich die Idee der öffentlichen Fledermausführungen entwickelt. Die Führungen finden gezielt in den Sommerferien statt, um Familien die Möglichkeit zu geben, gemeinsam ein Stück Natur in der Großstadt zu erleben.

M: Warum sind Fledermäuse eigentlich so wichtig und hilfreich? 

G: In Zeiten des Klimawandels sind Fledermäuse als Insektenfresser sehr wichtig für uns. Durch die klimabedingte Ausbreitung ursprünglich tropischer Mückenarten sind wir einem höheren Risiko tropischer Krankheiten ausgesetzt, die durch diese Arten verbreitet werden. Eine Zwergfledermaus mit fünf Gramm Gewicht kann in einer einzigen Nacht bis zu 4.000 (!) Mücken vertilgen. Gerade die tropischen Mücken, die etwas größer sind als unsere heimischen, sind ein besonderer Leckerbissen für die Fledis.

M: Was kann jeder von uns machen, um den Flattertieren zu helfen?

G: Bepflanzt eure Balkone und Gärten, stellt Insektenhotels auf und bringt so viele Fledermauskästen an wie möglich. Wichtig ist, dass der Anflugweg zum Kasten frei ist (also bitte nicht hinter einem Busch aufhängen) und der Kasten hoch genug angebracht wird, dass die Fledermäuse vor Katzen geschützt sind. Auch mit anderen Menschen über Fledermäuse zu sprechen und sich klar zu machen, dass sie mit und unter uns leben, ist hilfreich – man kann nur schützen, was man kennt.

M: Wieviele unterschiedliche Fledermäuse gibt es in unserer Nachbarschaft? 

G: Im Raum Düsseldorf gibt es ca. 12 verschiedene Fledermausarten, im Innenstadtbereich und den Parks leben Arten wie Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus, Wasserfledermaus, Bartfledermaus, Großer und Kleiner Abendsegler, sowie die Breitflügelfledermaus.

M: Thema Eigenengagement: Welche Auswirkungen hätte es, wenn man hier im Viertel in jede Blockbebauung zwei, drei   Fledermauskästen anbringen würde? Ich meine auch echte Winterquartiere. 

G: Das wäre eine wahnsinnig tolle Sache! Allerdings müssen dann auch andere Faktoren stimmen, etwa pflanzenreiche Gärten und Balkone sowie eine nicht zu helle Beleuchtung. Natürlich müsste auch die allgemeine Akzeptanz der Fledermaus größer werden. Viele Ängste der Menschen vor diesen faszinierenden Tieren basieren auf Mythen und eben nicht auf Fakten. So hat beispielsweise „Tanz der Vampire“ von Roman Polanski zu dem Irrglauben beigetragen, Fledermäuse würden Frauen in die Haare fliegen, was sie natürlich in Wirklichkeit NICHT tun …

M: Wie und wo können sich Interessierte über das Thema informieren bzw. dich mal live erleben? 

G: Am Dienstag, den 07.05.19, halte ich um 19:30 Uhr einen Vortrag rund die Fledermaus in der Buchhandlung BiBaBuZe am Bilker Bahnhof, der Eintritt ist frei.
Auch in diesem Sommer  gibt es wieder kostenfreie  Fledermausführungen im Florapark und Volksgarten. Diese finden immer Dienstags in den Sommerferien statt. Treffpunkt ist jeweils um 20:30 Uhr an unserem Infostand an der  Florabar, die es in beiden Parks gibt.

M: Okay, ich sag schon mal danke bis hierhin. Also, wir sehen uns dort und sehr, sehr wahrscheinlich aber schon eher und lass uns den Kasten aufhängen gehen 🙂

Weitere Infos zu den Fledermausführungen:

Florabar im Florapark, Kronenstraße 65, 40217 Düsseldorf
Florabar im Volksgarten, Emmastraße 36, 40227 Düsseldorf

Termine:

  • Di., 16.07.19 Florapark
  • Di., 23.07.19 Volksgarten
  • Di., 30.07.19 Florapark
  • Di., 06.08.19 Volksgarten
  • Di., 13.08.19 Florapark
  • Di., 20.08.19 Volksgarten

Die Termine stehen sowohl auf seiner Website als auch auf seiner Facebook. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und in der Regel kommen zu jeder Führung ca. 100 Personen.