Vor zwei Wochen haben wir hier (Link) schon einmal über ein wunderbares Projekt in der Nachbarschaft geschrieben und gehofft, dass sich nach unserem Aufruf jemand meldet.
Wie es der Zufall will, hat das auch Susann gelesen, die zu fast 100% für die Verschönerung am Fürstenplatz verantwortlich ist. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass sie auch bereit war, sich die Zeit zu nehmen um ein paar Fragen zu beantworten und uns einen umwerfenden Blick hinter die „Kulissen“ zu gewähren.
Wer steckt hinter dem ganzen Projekt? Bist du allein oder seid ihr eine Gruppe?
Tja, tatsächlich habe ich die Teile überwiegend alleine gemacht.
Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, eine Gemeinschaftsaktion beim Aufhängen daraus zu machen, hat eine Freundin noch zwei sehr schöne Pollerüberzieher gehäkelt, die sie dann beigesteuert hat
Für diese gemeinsame „Anbring – Aktion“, geplant am 27. April, habe ich Freunde und Bekannte eingeladen.
Dazu kam es leider nicht, da uns heftiger Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. So ist es erstmal bei einem netten gemeinsamen Frühstück mit Freunden geblieben. Da extra für diese Aktion meine Freundin Anne aus Hannover angereist war, haben wir zumindest symbolisch an diesem Tag einen Poller bezogen. Letztendlich habe ich die Teile am Freitag-, Samstag- und Sonntagabend nach meinen Spätdiensten von 22.30 Uhr bis ca. 1.00 Uhr und am Montagmorgen von 5.00 Uhr bis 9.00 Uhr allein angebracht.
Wie lang strickt/häkelt ihr schon?
Ich habe Ende August 2013 damit begonnen. Wobei zu diesem Zeitpunkt das Ausmaß noch nicht feststand.
Wie kam es zu der Idee? Was sind eure Beweggründe?
Das kann ich nicht mehr so genau rekonstruieren. Ein ganz lieber Freund hat im vergangenen Jahr mit Anwohnern des Lessingplatzes ein Straßen- /Platzfest veranstaltet. Einfach damit die Menschen ihre Plätze mehr nutzen und sie dann auch mehr pflegen und achten.
Das fand ich eine ganz großartige Idee, und ich kann sagen, dass diese Aktion zumindest einen gewissen Einfluss auf mich hatte.
Ich finde es eine schöne Idee, wenn Menschen sich gemeinsam oder einzeln um ihre Stadtteile bemühen, wenn sie zum Beispiel auch Blumen pflanzen und diese kleinen Gärten pflegen. Auf diese Art und Weise zum Gemeinwohl beizusteuern, bringt Freude für einen selbst und für alle die, die es sehen wollen.
Für mich ist der Gedanke „was kann ich für die Gemeinschaft einbringen“ Bestandteil meines Handelns. Ich freue mich immer sehr, wenn Menschen etwas geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Diese Einstellung will ich auch mehr und mehr in meinen Alltag integrieren und meine Strick-Aktion ist ein Ausdruck dieser Einstellung.
Zwischenzeitig hatte auch ich die Idee, diese Schmück-Aktion mit einem Spendenaufruf für das Hospiz am EVK zu verbinden. Aber ich war nicht sicher, wie alles ankommt, ob ich genug Teile fertig bekomme und wie genau ich das umsetzen kann.
Also wenn Ihr bereit dazu seid, findet Ihr hier die Spendenkontendaten des Hospizes .
Die Beweggründe waren also überwiegend Farbe und Freude zu verbreiten. Die Vorstellung, dass Kinder diese Blüten, Figuren und Bilder sehen, sich darüber freuen und mit strahlenden Augen „schau mal“ rufen, war ein enormer Antrieb.
Ein wenig Eigennutz ist auch dabei, denn ich schaue von meinem Balkon auf den Platz.
Und wenn sich dabei die Möglichkeit ergibt, auch ein sensibles Thema, nämlich die Unterstützung der Hospize in Düsseldorf durch die Menschen in dieser Stadt zu fördern, dann wäre das traumhaft.
Es ist so, dass ich schon seit Jahren in den eher kühleren Monaten stricke und vor zwei Jahren kam das Häkeln dazu. Familie und Freunde sind schon längst mit Schals, Decken, Mützen, Mobiles für Nachwuchs, diversen Figuren und Socken versorgt.
Angefangen hat es mit den Blüten. Ich kann nicht mehr sagen, warum ich ausgerechnet Blüten gehäkelt habe. Aber nachdem die ersten ca. 20 Stück fertig waren, kam mir dann die Idee damit den Fürstenplatz zu schmücken.
Dann entstanden die ersten Poller – Figuren: „Mann mit Hut“ und „Frau mit Kleid“.
Als nächstes habe ich zwei einfach nur bunte Überzieher gestrickt.
Und dann folgte schon der Elefant.
Wie liefen die Planung und die Umsetzung? Wurden Bücher gewälzt, im Internet gestöbert?
Eine konkrete Planung, nein überhaupt eine Art von Planung, gab es erstmal nicht. Nachdem die ersten Teile fertig waren, war das Ziel an die 200 Blüten zu fertigen. Die Pollerüberzieher, die Mülleimer-Jacken, das Zaunbild und die Schaukelgirlanden sind sozusagen im Prozess entstanden. „Oh ja, für die Mülleimer könnte ich auch etwas stricken, ein Regenbogen ist toll und der braucht ein Bild …“, so kam eins zum anderen.
Das Internet hat mich zu vielen Ideen angeregt und mir bei diversen Mustern unter die Arme gegriffen. Ein Dank an alle Hersteller der unzähligen Seiten und Clips auf YouTube bezüglich Strick-und Häkelmuster. Ich habe einiges gelernt in der Zeit. Da das Internet mir eine so große Hilfe war, habe ich für diese Aktion tatsächlich nur zwei Bücher gekauft, zwei weitere hatte ich schon.
Woher kamen die Ideen? Krake, Leuchtturm, Elefant, etc.?
Die Idee mit dem Leuchtturm war gemopst. Den habe ich in der Kronenstrasse gesehen. Und da kam mir die Idee, ein Gesamtbild über zwei Poller mit einer verbindenden Kette, dem Meer mit den Schiffen und dem zweiten Poller dazu mit Fischen und Krake zu gestalten.
Mein Mann mag Elefanten, also wollte ich mal einen ausprobieren. Der ist dann auch komplett frei entstanden, ohne irgendeine Anleitung. So ein bisschen sieht man das auch.
Bei dem „zweiten Mann mit Mütze“ hatte ich die Mütze von einer Freundin. Ob ich damit etwas anfangen könnte. Ja und so entstand der zweite Mann.
An diesem Samstagmorgen habe ich ganz neu noch eine Biene angebracht. Die Idee dazu war abgeleitet von den kleinen Bienen und Hummeln, die sich auf ihr befinden. Die Anleitungen dafür habe ich aus einem Häkelbuch. Außerdem ist der Vater meines Mannes Imker und ich wollte ihm eine Freude damit machen.
Die meisten Ideen sind im Arbeiten entstanden. Da brachte mich zum Beispiel die Farbe der Wolle dazu eine Bonbonschale auf einen Poller zu setzen.
Über welchen Zeitraum wurde insgesamt gestrickt/gehäkelt? Täglich oder nach Lust und Laune?
Von August letzten Jahres bis April dieses Jahres habe ich mehrere hundert Stunden in dieses Projekt gesteckt. Manchmal habe ich vor und nach meinen Dienstzeiten gestrickt und gehäkelt. Gerne auch auf Zugreisen zu Freunden und Verwandten. Viele freie Tage und Wochenenden habe ich umzingelt von Nadeln und kunterbunten Wollknäueln verbracht.
Mein Mann ist, genau wie ich, froh, dass dieses Projekt nun erstmal abgeschlossen ist.
Nun kommt erstmal der Sommer, Zeit für mehr Frischluft und anderen Aktivitäten draußen.
Gab es regelmäßige Treffen oder hat jeder für sich gearbeitet?
Nein, im Nachherein betrachtet, wäre das aber bestimmt viel schöner, weil geselliger gewesen. Vielleicht beim nächsten Mal. Und tatsächlich wurde ich auch schon angesprochen von Frauen, die in und mit einer Gruppe stricken.
Wer übernimmt die Kosten für die Wolle? Auf welche Höhe belaufen die sich ungefähr?
Naja, Einzelaktion = eigene Kosten
Ich schätze meine Ausgaben liegen über 200 Euro. Aber ich habe auch eine riesige Wollspende erhalten. Oben schon erwähnte Freundin Anne hat eine Kiste mit Fotos von fertigen Einzelteilen versehen und diese im Labor der MH-Hannover aufgestellt. Daher habe ich eine irre Menge Wolle Anfang dieses Jahres erhalten, was die Möglichkeiten noch mal um einiges erweitert und zu neuen Ideen angeregt hat.
Vielen herzlichen Dank Euch allen.
Habt ihr mit Resonanz gerechnet? Welche Resonanz gibt es?
Die Erwartungen die ich hatte, sind bei weiten getoppt worden. Wie schon erwähnt, ging ich davon aus, dass sich die Kinder ungemein freuen. Es freuen sich aber auch so viele Erwachsene und das finde ich großartig. Ich sehe häufig Menschen die Fotos machen, Mütter bedanken sich im Namen der Kinder. Ich wurde mehrfach beim Anbringen angesprochen und habe viel herrliches Feedback erhalten.
Nur eine Dame fand die Aktion kindisch „alles zu bestricken“, ich finde das passt doch prima zum Kinderspielplatz.
Jugendliche haben sich gefreut, als sie mich „erwischt“ haben und stellten mir dann interessiert Fragen.
Ein junger Mann hat mir abends zugerufen „weiterhäkeln“, ein anderer hat mir ein Bier angeboten.
Paare kamen vorbei und haben mir berichtet wo sie „sowas“ schon mal gesehen haben.
Auch viele Männer auf dem Weg zum Einkaufen sind begeistert.
Ich habe jemanden kennengelernt der Street Art fotografiert. Der hat Unmengen ganz toller Bildern aufgenommen und sie mir später auch zur Verfügung gestellt.
Super nett, danke B. J
Was sagen Freunde und Familie?
Mein Mann hält mich liebevoll für verrückt und ist sehr froh, dass ich mal wieder mehr Zeit habe. … 😉
Meine Mutter ist ganz fasziniert von der Ideenvielfalt.
Meine Schwester ist stolz auf mich, weil ich Freude verbreitet habe.
Mein Stiefvater fragt gütig besorgt, ob ich überhaupt noch Zeit zum Schlafen habe.
Einige Kollegen nennen es sogar Kunst.
Freunde finden es eine gelungene, tolle Aktion.
Habt ihr keine Sorge, dass das alles Vandalismus zum Opfer fällt?
Oh ja, schade finde ich es schon, dass diese Strickfiguren zum Teil Opfer von Vandalismus werden können und auch schon geworden sind.
Jedoch war von Anfang an klar, dass das passieren kann.
Tatsächlich wurde recht bald der erste Poller mit den Smileys entwendet. Ich hoffe sehr, dass er nun in einem anderen Stadtteil steht und dort Leute erfreut. Aber ich habe daraus meine Schlüsse gezogen und die folgenden Poller gleich viel fester angebracht.
Mittlerweile fehlen auch etliche Blüten, mehrere der Schaukelgirlanden und ein großer Teil des Zaunbildes. Schade ist das schon.
An dieser Stelle möchte ich mich aber auch ganz herzlich bei der Stadtreinigung bedanken!!! Zuerst hatte ich versehentlich die Überzieher für die Mülleimer sehr störend für ihre Arbeit angebracht. Die Herren der Stadtreinigung haben die Überzieher dann abgeknipst und super netter Weise aber liegen gelassen. Vielen lieben Dank fürs Nicht-Wegwerfen!!! So hatte ich die Möglichkeit, sie am nächsten Tag erneut und zwar so zu befestigen, dass sie die Herren nicht mehr bei der Arbeit behindern.
Dankeschön!
Gibt es weitere Pläne für Strickaktionen? Zum Beispiel den Brunnenfiguren eine Hose oder einen Pullover stricken? 😉
Nein, Pläne gibt es bei mir erstmal keine, Ideen ja, die sind vorhanden.
Vielleicht haben aber auch andere Menschen durch diese Aktion Lust darauf bekommen, etwas zu gestalten oder zur Verschönerung und Pflege ihres Stadtteiles beizutragen. Allein der Fürstenplatz bietet noch unendlich Möglichkeiten.
Und gestern erst habe ich ganz herrliche, neue Poller in der Kronenstrasse bewundern können. Die gefallen mir sehr und ich kann mich riesig daran erfreuen, bitte weiter so…
Welches ist euer persönliches Lieblingsstück, welches ihr angebracht habt?
Natürlich finde ich sie alle toll…………….. 😉
Die Biene finde ich persönlich am besten gelungen.
Mein Mann mag am ehesten den Kraken.
Macht stricken süchtig?
Kann nicht alles süchtig machen??? Sport, spielen, Solarium … hab ich von allem schon gelesen.
Stricken kann etwas Meditatives haben. Es reduziert den Moment auf Nadel, Wolle und evtl. Maschen zählen. Daher ist es für mich ein schöner Ausgleich. Dazu kommt, dass man relativ schnell ein Ergebnis der eigenen Arbeit in den Händen hält. Das empfinde ich als schönes Erlebnis. Und wenn ich mir damit und auch anderen noch eine Freude machen kann ….juchhu.
So und das bin ich im Chaos mehr oder minder konzentriert
…und mit furchtbar viel Spaß
Insgesamt habe ich
- 18 Poller-Überzieher und 2 von Christiane
- 5 Mülleimerjacken
- über 200 Blüten inklusiver der Schaukelgirlanden
- einige Schmetterlinge und Kleeblätter
- und das Regenbogenzaunbild gestrickt und gehäkelt.
Liebe Susann, ich bedanke mich stellvertretend für Bilkorama ganz ganz herzlich für die aufgewendete Zeit, das Bereitstellen der Bilder und den kurzen Einblick in deine Schaffenszeit. Jetzt wo wir sehen, was du allein bewegt und geschaffen hast sind wir einfach nur sprachlos und platt. Da steckt soviel Leidenschaft, Arbeit und Ausdauer dahinter. Einfach toll.
Ich selber fahre jeden morgen an der Krake und den anderen tollen Sachen vorbei und freue mich täglich aufs Neue, dass deine Werke noch da sind und niemand sie entwendet hat. Für mich hast du das Viertel absolut bereichert und ich ziehe meinen Hut!
*alle Bilder sind Eigentum von Susann und dürfen nur nach Rücksprache mit ihr weiterverwendet werden.
Mittlerweile sieht das Gestricke ja unmöglich aus.
Ich habe mir das gedacht, das sich da keiner mehr drum kümmert. Regen und Kinder haben es zerstört. Hunde haben es zum Stinken gebracht. Unhygienisch!!!
Reißt den Mist jetzt ab. Wenn man sowas installiert muß man sich auch drum kümmern, sonst Klage!
Liebe Susann,
ich habe gestern „deine“ Pöller entdeckt. Habe gerade regelrecht nach dir gesucht. Es ist mir ein Bedürfnis dir mitzuteilen, welch riesen Freude du mit mit deiner Strickarbeit gemacht hast. Mein Mann musste einen Parkplatz suchen und ich dort Fotosession machen. Ich bin verliebt!!! Danke!!! ♥ Herzlichst Marion!!!