Beim 1. Mai hab ich die Chance genutzt und mir den Ratsherr Dietmar Wolf „gekrallt“ und mit ihm ein kurzes Interview zum Thema „urban gardening“ und der „Essbaren Stadt“ geführt.
Wir hatten im letzten Jahr bereits mehrfach Kontakt als es um Baumfällungen und blühende Baumscheiben ging. In einer der letzten Niederschriften der Ratssitzungen und der BV Sitzungen gab es einige Hinweise – aber auch neue Fragen… bin halt neugierig 😉 Die Gelegenheit zum Gespräch am 1. Mai musste ich einfach nutzen.

M: Beim Thema ‚Essbare Stadt‘ fallen mir direkt Obstbäume und Beerensträucher in der Nähe von regelmäßig frequentierten, aber nicht direkt an Straßen gelegenen öffentlichen Orten ein, z.B. Spielplätze oder Parks. Ich könnte mir zum Beispiel zwei Hochbeete im Florapark vorstellen.
Welche Pläne und Ideen habt ihr? Wie stellt ihr euch das Projekt „Essbare Stadt“ konkret vor?

D: Wir Grüne haben uns hier bisher vorrangig für Blühwiesen, Bienenweiden und Baumneupflanzungen eingesetzt. Auf Ratsebene – also für die ganze Stadt – beantragten wir Grüne zusammen mit unseren Kooperationspartnerinnen SPD und FDP in den Haushaltsberatungen 2019 ein Konzept des Gartenamts zum Thema „Essbare Stadt“. Das Ergebnis habe ich mit Spannung erwartet, eine erste Information wird morgen im Umwweltausschuss vorgestellt.

M: Ihr plant ein Pilotprojekt ‚Essbare Stadt’, richtig? Wird es dafür auch BündnispartnerInnen geben – oder ganz konkret: Werden noch Paten gesucht?

D: In dem Konzept möchten wir die Beteiligung und Ideen von Vereinen und Initiativen zur Essbaren Stadt gesichert sehen, die Antwort heißt also auf jeden Fall ja.
Wenn ich mich nicht irre, gibt es bereits eine Förderung von Hochbeeten auf öffentlich zugänglichen Privatflächen. Infos erhalten Deine Leserinnen und Leser beim Garten- oder Umweltamt.
Ziel ist es aber auch, öffentliche Flächen zu nutzen.

M: Über wieviele potentielle Flächen, Orte oder wie es so schön heißt „locations“ im Bezirk sprechen wir eigentlich?

D: Du hast eben den Floragarten erwähnt, da besteht sicherlich die Möglichkeit, ein paar wenige Hochbeete aufzustellen. Mehr wird kaum möglich sein, wenn man den Leuten nicht die Rasenspielflächen wegnehmen möchte. Und das möchte ich auf keinen Fall! In den dicht besiedelten Bezirken gibt es dann noch den Fürstenplatz und den Kirchplatz, da gilt nahezu das Gleiche. Auf dem Kirchplatz könnte man die bereits vorhandenen mit Blumen und Sträuchern bepflanzte Hochbeete, die sich sicherlich für den Gemüseanbau eignen könnten. Doch hast Du selbst eben von Immissionen gesprochen, die auf der Elisabeth- wie Friedrichstraße nicht unerheblich sind.
Also benötigt man andere Flächen und wenn man sich das Beispiel von Andernach vor Augen hält, auch größere Flächen. Die gibt es in unserem Stadtbezirk nur im Südpark, Volksgarten und im agraren Hamm, Flehe, Volmerswerth.

M: Wenn ich über Hochbeete im öffentlichen Raum spreche, höre ich oft Bedenken Richtung möglichen Vandalismus, wie man das ja leider in der Vergangenheit am Beispiel Giveboxen beobachten konnte – wie steht ihr dazu?

D: Welche Frage! Was für ein gruseliges Beispiel mit den Giveboxen. Was ich ebenfalls sehr schlimm finde, ist die Vermüllung von Grünflächen und Baumscheiben mit respektslos Weggeworfenem. Meine besonderen Lieblinge sind da die Plastikbeutel mit Hundekot, die es nicht die meist wenigen Meter zum nächsten Mülleimer schaffen. Nun kann man nicht neben jede Baumscheibe oder Givebox einen „Schutzmann“ stellen; hier sind Bürgerinnen und Bürger zur Zivilcourage aufgerufen. Einfach einmal jemanden aufmerksam machen: „Tschuldigung, aber Sie haben das etwas verloren…“

M: Zurück zum Thema – das Moto wird also bald lauten : Obstbäume für alle?

D: Na klar, warum nicht? Die benötigen aber auch ein höheres Maß an Pflege, da sehe ich einmal die eben aufgeführten Patenschaften aber noch ein interessantes Thema.

M: … und zwar?

D: Das sind private Vorgärten. Es besteht zur Zeit leider ein Trend zu sog. Steingärten ohne einen Grashalm, Blüte oder Wurm. In den Zentren gibt es kaum noch Vögel. Und die benötigen Insekten, die wiederum Blüten und Gräser; von der Klimaanpassung mal ganz zu schweigen. Warum nicht also einen Obstbaum in den Garten und wenn man seine Ernte nicht alleine schafft, alles ab in eine Obstkiste an den Zaun und Schildchen dran: „Laßt es Euch schmecken!“.

M: Schöne Idee & Vision, befürchte nur das dies noch eine Weile brauchen wird. Letzte Frage, als wir hier zum Rhein runter gingen, sagtest Du etwas von einem Bürgerforum.

D: Ja Danke. Am Dienstag, dem 28.05. ab 18.00 Uhr veranstaltet die Bezirksvertretung 3 im Bürgersaal des Stadtteilzentrums Bilk Bachstr. 145 ein Bürgerforum mit dem bunten Thema „Bienen – Blüten – Bäume“. Zu Gast ist das Gartenamt mit zwei Inputs zum 1000-Bäumeprogramm und seiner Umsetzung sowie zum Insektensterben und was man dagegen tun können. Initiativen und Vereinen stellen sich vor und anschließend diskutieren Bürgerinnen und Bürger mit den Fachleuten und Mitgliedern der Bezirksvertretung. Da agibt es ja auch eine Menge an Möglichkeiten, von der Essbaren Stadt über Blühwiesen über Vorgärten, Balkone und Begrünung von Hausfassaden. Das Ergebnis wird fest gehalten und fließt in die Arbeit der BV3 ein. Das Gartenamt stellt am 28.05. übrigens auch das kleine Schildchen für gepflegte Baumscheiben vor, „Bitte nicht mähren“ signalisiert den Pflegefirmen, dass da z.B. eine Bienenweide erichtet wurde. Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen!

M: Perfekt! Das klingt doch nach einer blühenden Stadt und ich freue mich auf das Schildchen und sage nur Danke für die vielen Antworten und deine Zeit und Tschüss 🙂