Auf dem kleinen, charmanten Friedensplätzchen gibt es noch eine Telefonzelle. Oder besser gesagt: Es gab eine funktionierende Telefonzelle. Das Relikt aus einer Zeit, als wir noch Münzen bzw. Telefonkarten in die Hand nahmen, um Freunde anzurufen, hängt dort trostlos, „out of order“ vor sich hin. Kein Fernsprecher mehr, nur eine leere Hülle, die langsam vor sich hin verrottet. Aber genau das triggert mich: Wie viele ungenutzte Chancen stecken in solchen kleinen Orten und Objekten, die früher so zentral für unser Leben waren?
Die Idee: Von Kommunikationsmittel zu Kulturraum. Vor Jahren hatte ich mal die Idee geäußert: Warum solche Telefonhäuschen nicht einfach umwidmen? Sie könnten kleine Ausstellungsräume sein – winzige Galerien für lokale Künstler, Streetart-Vitrinen oder Mini-Bibliotheken. Auf dem Friedensplätzchen könnte die Zelle ein Treffpunkt für kreative Köpfe werden oder ein Ort für Nachbarschaftsprojekte. Ein anderer Gedanke: Was wäre mit einer Neugestaltung? Lackiert in einem frischen „mausgrau“ oder kunterbunt besprüht, könnte die Telefonzelle zum Streetart-Objekt werden. Im Inneren? Vielleicht Platz für Nachbarschaftswerkzeuge oder als Mini-Tauschbörse für Samen und Pflanzen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Drei Jahre Stillstand – und eine verpasste Chance. Damals hatte ich mich an die Stadt und sogar die Telekom gewandt, um eine Idee anzustoßen: Die Telefonzelle der Nachbarschaft zu schenken. Doch nach langen Diskussionen kam die Ernüchterung. Eine Schenkung? Geht nicht. Stattdessen könnten wir eine Telefonzelle für einen horrenden Betrag „zurückkaufen“ und dann „wieder aufgestellt“ werden – ein Preis, der jeglicher Vernunft entbehrt. Genau mein Humour.
Und seitdem? Nichts ist passiert. Die Zelle steht da, unbeachtet, und verfällt. So viel Potenzial, das ungenutzt bleibt.
Lasst uns Räume neu denken. Es wäre doch so einfach: Schenkt die Zelle einer Nachbarschaftsinitiative! Der Rest würde sich von selbst organisieren. Menschen, die ihren Kiez lieben, finden immer eine Lösung, wie man solche Orte sinnvoll nutzen kann. Oder eine Gruppe muss sich die alte Telefonzelle einfach aneignen. Damit Gemeinschaft und Kreativität nicht auf der Strecke bleiben