
Grüne Wände – ein Stück Natur, das langsam verschwindet. In der Stadt zählen sie oft zu den kleinen Wundern, die man erst bemerkt, wenn sie plötzlich fehlen: grüne Wände. Über Jahrzehnte gewachsen, von wilder Weinranke, Efeu oder Kletterrosen umschlungen – Oasen für Vögel, Insekten und manchmal auch Fledermäuse. Und jetzt? Eine nach der anderen verschwindet.
Aktuell wird bei uns im Hinterhof eine dieser grünen Schönheiten dem Fortschritt „geopfert“. Die Wand soll gedämmt werden – klar, Energieeffizienz und Klimaschutz sind wichtig. Aber: Wo bleiben die vielen Vögel, die dort nisten? Wohin verschwinden die Fledermäuse, die vielleicht seit Jahren in den Dachritzen ihre Quartiere haben?
In Städten, die immer heißer werden, sind begrünte Fassaden ein natürlicher Klimapuffer. Sie kühlen die Luft, verbessern die Feuchtigkeit, filtern Feinstaub und bieten Lebensraum für Tiere. Gerade Wildwein & Co. sind völlig autark – kein Gießen, kein Gärtnern, einfach wachsen lassen. Und jetzt? Dämmung drauf, weg damit.
Es ist ein Trend, der sich überall beobachten lässt. Wo früher alte Fassaden von Grün überwuchert waren, wird heute isoliert und „modernisiert“. Natürlich aus gutem Grund – aber es fehlt oft an Ausgleich. Warum nicht gezielt Ersatz schaffen? Warum nicht Nisthilfen, Dachbegrünung oder zumindest Rankgitter als Alternative anbieten?
Grün erhalten statt einfach verschwinden lassen. Wir werden unsere wilde Wand vermissen – und mit ihr das Gezwitscher am Morgen, das leise Flattern der Fledermäuse in der Dämmerung. Vielleicht lässt sich ja noch etwas retten? Vielleicht könnten Hausbesitzer und Städte stärker darauf achten, dass mit jeder verlorenen grünen Wand auch neuer Lebensraum geschaffen wird Denn klar ist: Ohne Grün wird die Stadt grau.
