Gestern waren wir unterwegs, im Herzen eines umkämpften Waldes, der doch so viel mehr ist als nur „Abraum“: das Sündi (auch als Erbwald bekannt), einem Teil des Hambacher Forstes. Dieser kleine, aber unglaublich wertvolle Flecken Erde ist derzeit besetzt – von zahlreichen mutigen jungen Menschen, die ihr Leben riskieren, um ihn zu schützen. Mit dabei hatten wir wiedermal Taschen und Kisten mit Marmeladen, Süßigkeiten, Keksen, Konserven und dringend benötigtem Material wie Klebeband und Löffel von der Wunschliste der Besetzer:innen.
Dieser Wald ist ein ökologischer Trittstein von unschätzbarem Wert
Doch was macht diesen Wald so wichtig? Das Sündi ist nicht nur irgendein Wäldchen, sondern ein essenzieller Bestandteil des Biotopverbunds in dieser Region. Es ist ein Zuhause für streng geschützte Arten wie Fledermäuse und Haselmäuse. Zahlreiche alte Bäume dienen als Nistbäume und bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Als Teil des einst riesigen Bürgewaldes erzählt das Sündi nicht nur eine ökologische, sondern auch eine kulturelle Geschichte. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen für diese Entscheidungen und Planungen einmal auf den alten Waldlehrpfad begeben und informieren.
Der ehemalige Bürgewald, von dem der Hambacher Forst heute nur noch einen kleinen Rest darstellt, war einst ein ausgedehntes Waldgebiet von über 5.500 Hektar. Es war eines der ältesten und größten zusammenhängenden Waldgebiete in Deutschland. Heute sind davon weniger als 10 % erhalten. Der überwiegende Teil wurde für den Braunkohleabbau durch RWE unwiderruflich zerstört. Was bleibt, sind verstreute Fragmente wie eben das Sündewäldchen, die dennoch von unschätzbarem Wert sind – als Lebensraum, Klimapuffer und historisches Erbe.
Zeichen des Widerstands
Während unseres Besuchs im Barrio war die Bedrohung des Waldes allgegenwärtig und akustisch wahrnehmbar. Schon jetzt deutet eine extra errichtete Rampe aus dem Tagebau heraus auf die geplante Räumung am 6. Januar 2025 hin. Diese Szene erinnert bedrückend an die Ereignisse in Lützerath – eine Geschichte, die sich hier zu wiederholen droht. Der Unterschied? Über die drohende Räumung des Sündi berichtet kaum ein Medium. Es scheint, als würde die Öffentlichkeit kaum Notiz von dieser sinnlosen Planung nehmen, bei der es lediglich darum geht, Material für die Stabilisierung der Kippen zu gewinnen.
Doch es gibt trotzdem ein wenig Hoffnung: Die Geschichte des Hambacher Forstes zeigt, was viele Menschen gemeinsam erreichen können. Der Widerstand gegen die Abholzung des Waldes begann vor über einem Jahrzehnt. Was mit kleinen Protesten und Mahnwachen begann, wuchs zu einer der erfolgreichsten Umweltbewegungen Deutschlands heran. Die Besetzung, die 2012 begann, führte zu jahrelangen Protesten und Besetzungen – der Hambacher Forst ist ein Symbol des Widerstands. Aber wirklich gerettet ist der Hambacher Forst nicht – denn auch wenn 2020 durch die NRW Landesregierung dies erzählt wird – RWE zerstört systematisch weiter und unterbricht die Grundwasserzuführung des Waldes um ihn auszutrocknen.
Unterstützung und Aufmerksamkeit dringend benötigt
Die vorhandenen Strukturen der Besetzer:innen – Plattformen in den Bäumen, Traversensysteme – zeigen, die Entschlossenheit und den Mut der Aktivist:innen. Doch sie brauchen Unterstützung, sei es durch Mediale Aufmerksamkeit, Sachspenden oder direkte Hilfe vor Ort. Hier wird nicht nur Widerstand geleistet, sondern auch die Frage gestellt, was uns als Gesellschaft wirklich wichtig ist: kurzfristige wirtschaftliche Interessen oder der Schutz unserer Natur? Dieser Wald ist ein Symbol – für Hoffnung, Zusammenhalt und den unermüdlichen Kampf für eine gerechtere Welt. Die Zeit drängt. Unterstützt die Besetzung, verbreitet Informationen, bringt euch ein. Es geht nicht nur um den „Sündi“ . Es geht um uns alle. Der Hambi lebt und Sündi bleibt!